Obwohl Saldo ausgeglichen wird gesperrt. Zu persönlich genommen?
Zugegebenermaßen ist mein Kunde nicht so genau mit Zahlungsfristen, aber was hier passierte, ist unglaublich. Es kam ein Schreiben des Versorgers mit der Androhung der Zählersperre wegen offener Zahlungen. Ich stellte fest, das der Kunde zwar auf der Stromseite ein Minus von 18.000 € hatte, aber auf der Gasseite desselben Lieferanten ein Plus von 17.700 €. Es ging also um 300 €. Der Lieferant bestand auf den Ausgleich der Stromrechnungen, erst dann wäre er bereit, das Gasguthaben zu erstatten. Auch meine Argumentation bezüglich der geringen Differenzsumme und dass der Kunde jahrelang seine Rechnungen beglichen hatte und dass die Sperrung den Ruin meines Kunden zur Folge hätte, interessierte den Juristen des Versorgers nicht. Da mein Kunde nicht innerhalb von 4 Tagen diese Summe aufbringen konnte, wurde der Stromzähler tatsächlich gesperrt. Dass ein Wechsel des Lieferanten üblicher Weise 14 Tage dauert, ist bekannt. Ich hatte innerhalb von einer Stunde einen neuen Lieferanten und der Netzbetreiber musste die Stromversorgung innerhalb einer Stunde wieder herstellen.
Am Freitag danach rief mich mein Kunde an und sagte mir, dass nun die Gasversorgung gesperrt wurde. Ohne Androhung, einfach so. Nicht nur die Heizung war aus, sondern es konnte nicht mehr gekocht werden. Und für den Abend gab es 300 Vorbestellungen. Sie wissen, freitags ist es so eine Sache mit der Erreichbarkeit der Mitarbeiter eines örtlichen Lieferanten. Ich konnte wiederum innerhalb einer Stunde einen neuen Gaslieferanten finden und machte mich, begleitet von einem Rechtsanwalt, auf den Weg zum Lieferanten. Dort erfuhr ich, dass kein Mitarbeiter mehr zu erreichen sei. Daraufhin rief ich die Störungsstelle an, die ja nicht nur sperren, sondern auch öffnen kann. Dort war man sofort bereit, den Zähler aufgrund der Sachlage zu entsperren. Als der Mitarbeiter der Entstörungsstelle fragte, um welche Abnahmestelle es sich handelte, fuhr er zurück und sagte: „Das geht nicht. Hier liegt mir eine schriftliche Notiz vom Juristen vor, das dieser Zähler nicht vor Montag entsperrt wird“.
Um die Küche zu retten, sind wir kurzerhand zu einem Großmarkt gefahren und haben Elektrokochplatten gekauft. Behelfsmäßig konnten die Gäste zufrieden gestellt werden.
Etwas später erfuhr ich von einem leitenden Mitarbeiter des Versorgers, dass selbstverständlich ein Saldo genommen wird und dass man wegen 300 € nicht so einen Aufstand gemacht hätte. Es muss wohl etwas Persönliches gewesen sein.